Azubi Mangel Deutschland – Gründe für unbesetzte Ausbildungsstellen

Der Azubi-Mangel in Deutschland zeigt sich nahezu flächendeckend über alle Branchen hinweg. Besonders Klein- und Mittelstandsunternehmen fürchten zunehmend um ihre Existenz, wenn der wichtige Fachkräftenachwuchs weiter ausbleibt. Während viele Unternehmen häufig noch vor Weihnachten alle Stellen für das nächste Jahr besetzen konnten, bleiben mittlerweile zahlreiche Ausbildungsstellen auch im Folgejahr unbesetzt.

Die Schwerpunkte dieses Beitrags im Überblick:

Gründe für Azubi Mangel – Die Situation im Überblick

Der Rückgang an Bewerbungen zeigt sich für Unternehmen sowohl quantitativ als auch qualitativ: Knapp 70 % geben an, keine geeigneten Bewerbungen zu erhalten – und jeder dritte Betrieb geht sogar ganz leer aus. Die Gründe für den Azubi-Mangel sind vielfältig und reichen von demografischen Entwicklungen über den vorherrschenden Akademisierungstrend bis zu veränderten Wertvorstellungen.

Azubi Mangel Statistik – Zahlen zum Ausbildungsmarkt

Eine interessante Statistik zum aktuellen Azubi-Mangel liefern insbesondere die Ergebnisse der DIHK-Unternehmensbefragung, an welcher im Jahr 2021 knapp 14.800 Unternehmen teilnahmen:

  • 42 % der IHK-Ausbildungsbetriebe konnten nicht alle Ausbildungsplätze besetzen.
    Zum Vergleich: 2018 lag der Anteil noch bei 32 %.
  • Mehr als jeder dritte Betrieb hat keine einzige Bewerbung auf offene Ausbildungsplätze erhalten.

Die Bundesagentur für Arbeit liefert weitere konkrete Zahlen:

  • Im März 2013 gab es im Durchschnitt 98 Bewerber:innen je 100 Ausbildungsstellen.
  • Im März 2023 waren es nur noch 69 Bewerber:innen je 100 Berufsausbildungsstellen.

Demografische Gründe

Die Gesellschaft in Deutschland wird immer älter. Die Geburtenrate ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken und immer mehr Fachkräfte stehen kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter. Durch diese Entwicklung stehen dem Arbeitsmarkt auch immer weniger junge Nachwuchskräfte zur Verfügung. Der Wettbewerb um die verbleibenden potenziellen Auszubildenden hat sich drastisch verschärft.

Regionale Gründe

Innerhalb von Deutschland herrscht eine Binnenmigration: Viele junge Menschen zieht es in die Städte. Durch diese Abwanderung, verbunden mit dem Akademisierungstrend, werden vermehrt Berufsschulen im ländlichen Raum geschlossen. Das führt dazu, dass die Distanz zwischen Betrieb und Schulungsort wächst. Der lange Fahrtweg ist durch unzureichende Nahverkehrsverbindungen sowie ein fehlendes Auto unter den jüngeren Auszubildenden ein erschwertes Hindernis. Abseits der Ballungsräume fehlt damit vor allem Klein- und Mittelstandsunternehmen wichtiger Fachkräftenachwuchs.

Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft wider. Beispielsweise gibt es im Landkreis Hildburghausen mit 12.000 Einwohnern im bundesweiten Durchschnitt die wenigsten Azubis. Die höchste Azubi-Dichte findet sich dagegen vermehrt in den Großstädten in Westdeutschland.

Höheres Interesse am Studium

Die Zahl der Studenten steigt seit Jahren an. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung hat es im Jahr 2020 erstmals mehr Erstsemester-Studierende als neue Auszubildende gegeben. Dieser Akademisierungstrend sorgt dafür, dass Unternehmen zunehmend in einer verschärften Konkurrenz zu Universitäten und Fachhochschulen stehen. Dabei spielt auch das Angebot eine große Rolle: Etwa 320 Ausbildungsberufen steht eine Möglichkeit von rund 10.000 Studiengängen gegenüber.

Gründe für eine Bevorzugung des Studiums liegen vor allem in den vermeintlich besseren Karriere- und Verdienstchancen. Gleichzeitig wird das Studium von den Elternteilen nicht selten als höherwertig angesehen.

Corona und Azubi Mangel

In der Coronapandemie hat die Zahl der Ausbildungsverträge 2021 einen historischen Tiefstand von 465.700 erreicht. Während des Lockdowns wurde die Berufsorientierung stark in den Hintergrund gedrängt. Praktika, Karrieremessen und Infoveranstaltungen haben größtenteils nicht stattgefunden.

Azubi Mangel – Branchen und Berufe mit fehlendem Nachwuchs

Über fast alle Branchen hinweg ist der Azubi-Mangel zu spüren. Dabei sind die Herausforderungen für einzelne Berufszweige unterschiedlich stark ausgeprägt. Während vor allem im Handwerk und in der Pflege dringend Auszubildende benötigt werden, sind Ausbildungen im Büro und Einzelhandel weiterhin beliebt. Ebenfalls ist ein Anstieg in IT-Berufen sowie bei E-Commerce-Kaufleuten zu verzeichnen.

Azubi Mangel – Handwerk

In einem besonders hohen Wettbewerb um Nachwuchskräfte steht auch das Handwerk. Im Jahr 2022 gab jeder zweite Betrieb in einer Befragung unter Handwerksbetrieben an, keine passenden Bewerber für die offenen Ausbildungsplätze zu finden.

Von dem Azubi-Mangel sind besonders die Bereiche Bau- und Ausbaugewerbe, Sanitär-Heizung-Klima, Elektro und Lebensmittelgewerke betroffen.

Dabei wird das Handwerk vor allem in der Umsetzung von zukunftsrelevanten Projekten wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit benötigt – Themen, die besonders bei der Generation Y und Z hohen Zuspruch finden. Der jungen Zielgruppe ist dieser Zusammenhang durch fehlende Berufsorientierung und Aufklärungsarbeit häufig jedoch nicht bewusst.

Azubi Mangel – Pflege

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland wird aufgrund der zunehmenden Altersverschiebung bis 2055 um etwa 37 % ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommt die Pflegeberechnung des Statistischen Bundesamtes. Dem gegenüber steht ein erhöhter Bedarf an Pflegekräften. Doch Ausbildungsbetriebe im Bereich der Gesundheit und Pflege haben große Schwierigkeiten, neuen Nachwuchs zu finden.

Bei einer DIHK-Umfrage gaben 34 % der Ausbildungsbetriebe an, dass sie nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten. Das Statistische Bundesamt schätzte den Rückgang an abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in der Pflege im Jahr 2022 auf 7 %.

Gleichzeitig fällt es Betrieben schwer, ihre Auszubildenden auch langfristig zu halten. Branchenübergreifend herrscht in Pflegeberufen eine der höchsten Abbruchquoten: Rund 30 % der Auszubildenden setzt frühzeitig einen Schlussstrich. Die Gründe finden sich vor allem in der besonders hohen Belastung im Berufsalltag, unzureichendem Personal sowie den damit verbundenen schlechten Arbeitsbedingungen.

Tipps um einen Ausbildungsabbruch zu vermeiden, findest du in unserem Beitrag Azubis motivieren.

Azubi Mangel – Gastronomie

Der Azubi-Mangel in der Gastronomie wurde durch die unsichere Lage während der Pandemie verstärkt. Für viele stellte sich die Frage, wie sicher eine Ausbildung in dem Bereich ist, wenn die Gäste fehlen. Diese Zukunftsangst macht sich auch in der Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen bemerkbar:

  • Für die Fachkraft im Restaurant blieben etwas mehr als der 40 % Ausbildungsstellen unbesetzt.
  • In der Systemgastronomie blieben 36 % der Stellen frei.

Um dem Azubi-Mangel in dieser Branche entgegenzuwirken, setzt, nach Angaben der DIHK-Befragung aus dem Jahr 2021, knapp die Hälfte der Betriebe auf finanzielle Anreize.

Azubi Mangel – Berufe mit Nachwuchsbedarf

In einigen Berufen ist der Azubi-Mangel besonders deutlich erkennbar. Vor allem der Fleischer-Nachwuchs wird dringend benötigt. Etwa 47 % der entsprechenden Ausbildungsstellen wurden 2021 nicht besetzt.

Etwa 46 % der Ausbildungsstellen können zudem für Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen sowie für Fachverkäufer:innen im Lebensmittelhandwerk nicht besetzt werden.

Einen hohen Anteil an unbesetzten Ausbildungsstellen ist nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit auch in folgenden Berufen zu finden:

  • Klempner:in mit 41,1 %
  • (Stahl)-Betonbauer:in mit 30,7 %
  • Bodenleger:in mit 29,5 %
  • Gerüstbauer:in mit 29,1 %

Was tun gegen den Azubi Mangel im eigenen Betrieb?

Die oberste Regel gegen den Azubi-Mangel im eigenen Betrieb lautet: Sichtbarkeit erlangen und ein Bewusstsein für die Vielfalt an Berufsbildern schaffen. Häufig ist der jungen Zielgruppe gar nicht bewusst, wie vielschichtig der Arbeitsmarkt aussieht und welche Berufsmöglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen.

1. Sichtbarkeit und Bekanntheit steigern

Um sich Auszubildende für das eigene Unternehmen zu sichern, müssen diese dein Arbeitgeberangebot erst einmal kennen. Sichtbarkeit unter den Studenten erhältst du am besten, wenn du auf die beliebtesten Kanäle der jungen Zielgruppe setzt. Eine Möglichkeit bieten etwa die sozialen Netzwerke. Durch kurze Videos, Hashtags oder bunte Filter werden dir auf den Social-Media-Plattformen viele Gestaltungsmittel an die Hand gegeben. Um eine hohe organische Sichtbarkeit zu erlangen, muss deine Follower-Zahl hierfür jedoch stetig wachsen.

Auch wir können dir mit einer Platzierung bei über 21 Millionen Nachwuchs-Talenten helfen, deine Sichtbarkeit bei der jungen Zielgruppe gezielt zu erhöhen. Weitere Informationen dazu geben wir dir im letzten Abschnitt dieses Beitrages.

3. Attraktive Ausbildungsstätte bieten

Für eine Ausbildung herrschen in vielen Köpfen Vorurteile wie niedrige Gehälter, schlechte Aufstiegschancen und unattraktive Arbeitsbedingungen. Du solltest daher mit diesen Vorurteilen aufräumen und gleichzeitig die Stärken gegenüber einem Studium aufzeigen:

  • durch Weiterbildungsmöglichkeiten ist auch in Ausbildungsberufen ein höheres Gehalt möglich.
  • anders als bei einem Studium vermittelt eine Ausbildung frühzeitig die notwendige Praxisnähe.
  • eine Ausbildung bietet die Möglichkeit auf eine direkte Übernahme in eine Festanstellung.

Zeige auf deiner Karriere-Webseite auf, welche Entwicklungsmöglichkeiten und Projekte zukünftige Auszubildende erwarten. Denn viel zu oft ist der Karriereweg nach einer Ausbildung für Schüler noch unklar.

Gleichzeitig solltest du in die Qualität deiner Ausbildungsstätte investieren. Faire Arbeitsbedingungen, eine gute Ausbildungsvergütung und eine ausgewogene Work-Life-Balance machen sich schnell positiv bemerkbar. Immerhin würde, nach Angaben des DGB-Ausbildungsreport 2022, fast jeder sechste Auszubildende die Ausbildung in seinem Ausbildungsbetrieb nicht weiterempfehlen.

2. Berufsorientierung verstärken

Viele Schüler bemängeln die fehlende Berufsorientierung an den Schulen. Die Vielzahl an Möglichkeiten nach der Schule ist nur den wenigsten wirklich bewusst. Daher ist es umso wichtiger, die Berufsorientierung aktiv zu unterstützen:

  • Sei auf Berufsmessen oder Orientierungstagen auf Schulen präsent.
  • Nutze eigene Ausbildungsbotschafter, welche aktiv Schulen besuchen.
  • Biete Schülerpraktika oder Ferienjobs an, um frühzeitig Kontakte zu knüpfen.

Weitere Maßnahmen zur Gewinnung von Auszubildenden findest du in unserem Beitrag Azubis finden.

Unbesetzte Ausbildungsplätze besetzen mit StudySmarter

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