Praktikanten aus dem Ausland einstellen – International rekrutieren

Viele Studenten finden ihren ersten persönlichen Kontakt zu Unternehmen im Rahmen eines Praktikums. Mit etwa 11 % an internationalen Studierenden an deutschen Universitäten muss sich das Recruiting lange nicht mehr nur auf nationale Talente beschränken. In diesem Beitrag fassen wir dir die wichtigsten Rahmenbedingungen zusammen, wenn du Praktikanten aus dem Ausland einstellen möchtest:

• Überblick: Internationale Studenten in Deutschland
• Praktikum für EU-Bürger
• Praktikanten aus Nicht-EU-Staaten
• Krankenversicherung für ausländische Praktikanten
• Vorteile von internationalen Praktikanten

Internationale Studenten in Deutschland

Deutschland wird international als attraktiver Studienstandort angesehen. Die Gründe dafür liegen vor allem in den hohen Erwartungen an die eigenen Berufschancen und der allgemeinen Lebensqualität in Deutschland. Damit kann sich Deutschland in Studierendenbefragungen des Deutschen Studentenwerks den vierten Platz hinter den USA, Großbritannien und Australien sichern.

Viele ausländische Studenten belegen Studiengänge, die auf dem Arbeitsmarkt besonders gefragt sind:

• Ingenieurwissenschaften,
• Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie
• Mathematik und
• Naturwissenschaften.

Das sind gute Grundvoraussetzungen für deutsche Unternehmen, um sich zukünftige Fachkräfte aus dem Ausland zu sichern. Einen ersten Einstieg für ausländische Studenten bieten Praktika. Informiere dich über Arbeitsgesetze in unserem Beitrag „Arbeitsrecht„.

Praktikum in Deutschland für EU-Bürger

Studenten aus EU-Staaten unterliegen dem Freizügigkeitsgesetz und brauchen daher für eine Beschäftigung in Deutschland weder ein Visum noch eine Arbeitserlaubnis. Damit werden Praktikanten aus der EU, dem EWR und der Schweiz wie deutsche Studierende behandelt. Die jeweiligen Bestimmungen zu obligatorischen und freiwilligen Praktika haben wir dir in diesem Beitrag zusammengefasst.

Praktikanten aus Nicht-EU-Staaten: 120-240-Tage Regelung

Für Praktikanten aus Nicht-EU-Staaten sind gesonderte Bestimmungen im Aufenthaltsgesetz und in der Beschäftigungsverordnung geregelt. Für freiwillige Praktika, die einer Beschäftigung gleichkommen, gilt:

• Sie sind zustimmungsfrei durch die Bundesagentur für Arbeit, wenn sie 120 ganze (8-10 Stunden) bzw. 240 halbe Tage (4-5 Stunden) im Kalenderjahr nicht übersteigen.
• Werden diese zustimmungsfreien Tage überschritten, ist die Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit und der Ausländerbehörde erforderlich.

Für Pflichtpraktika ist keine gesonderte Zustimmung erforderlich, auch wenn in diesem Rahmen eine Vergütung erfolgt. Damit werden die Beschäftigungstage aus einem Pflichtpraktikum auch nicht in die 120 zustimmungsfreien Tage einberechnet, sodass diese unberührt bleiben.

Genehmigung durch die Bundesagentur für Arbeit

Möchtest du Studenten außerhalb der EU Staaten eine Praktikumsstelle anbieten, so ist in vielen Fällen die Genehmigung durch die Bundesagentur für Arbeit erforderlich. Bietest du mehrere Praktikumsplätze an, so muss ein eigener Antrag für jeden Praktikanten eingereicht werden.

Praktikanten aus EU geförderten Programmen (bspw. Leonardo oder TACIS) benötigen keine Genehmigung durch die Bundesagentur für Arbeit. Das Gleiche gilt für Abschlussarbeiten ohne eine gleichzeitige praktische Tätigkeit im Unternehmen.

Voraussetzungen für die Genehmigung durch die Bundesagentur für Arbeit:

• Einschreibung an einer akkreditierten Hochschule im Ausland. Der angestrebte Studienabschluss muss mit einem Abschluss in Deutschland vergleichbar sein.
• Fachbezogenheit: Das Praktikum muss in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Studium stehen.
• der/die Studierende muss beim Praktikumsbeginn bereits mindestens 4 Fachsemester abgeschlossen haben.

Der Antrag auf eine Genehmigung kann frühstens sechs Monate vor Praktikumsbeginn gestellt werden. Damit pünktlich zum Start alle Unterlagen bereitliegen, solltest du frühzeitig alle wichtigen Dokumente bereitstellen.

Ausländische Praktikanten in Deutschland – Krankenversicherung

Ausländische Studenten benötigen für ihr Studentenvisum grundsätzlich eine studentische Krankenversicherung, welche in den meisten Fällen über eine gesetzliche Krankenkasse erfolgt. In einigen Fällen wird auch die Versicherung im Heimatland anerkannt. Sind Studenten älter als 30 Jahre, müssen sie sich selbstständig über eine private Krankenversicherung absichern.

Studenten aus den folgenden Ländern können die Krankenversicherung aus ihrem Heimatland nutzen, da sie in Deutschland anerkannt wird:

• EU-Staaten,
• Norwegen,
• Schweiz,
• Island,
• Liechtenstein,
• Bosnien und Herzegowina,
• Israel,
• Marokko,
• Nordmazedonien,
• Montenegro,
• Serbien,
• Tunesien und
• Türkei.

Alle rechtlichen Aspekte zur Einstellung von Praktikanten in Deutschland findest du auch in unserer kostenlosen Compliance-Checkliste.

Praktikanten aus dem Ausland – Vorteile für das Unternehmen

Die Beschäftigung von Praktikanten aus dem Ausland bietet deinem Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen. Internationale Praktikanten bringen nicht nur frischen Wind und neue Perspektiven in den Arbeitsalltag, sondern tragen auch zu einem interkulturellen Austausch bei, der die Vielfalt und Internationalität deines Unternehmens stärkt.

Weitere Vorteile:

1. Sicherung von Fachkräftestellen:
   Akademische Fachkräfte aus dem Ausland bieten deinem Unternehmen eine alternative Bewerberquelle und eine zusätzliche Möglichkeit, neue Nachwuchstalente zu finden.
   
2. Bereicherung durch Kreativität & Innovationskraft:
   Ein Praktikant aus dem Ausland hat möglicherweise eine unterschiedliche Herangehensweise für Projekte. Erfahrungen aus dem Studium im Heimatland können neue Sichtweisen auf bestehende Prozesse bieten.
   
3. Förderung von Vielfalt im Unternehmen:
   Öffnest du Positionen auch für ausländische Praktikanten, setzt das ein Zeichen für Offenheit gegenüber aller Kulturen in deinem Unternehmen. Toleranz bildet einen wichtigen Bestandteil von modernen Unternehmenswerten und wird vor allem bei der Generation Y und Z hoch angesehen.
   
4. Internationale Ausrichtung:
   Durch das Einbeziehen von ausländischen Praktikanten kannst du eine internationale Unternehmensausrichtung fokussieren. Kenntnisse zu den Handlungs- und Entscheidungsmustern in anderen Ländern sowie den Bedürfnissen der Zielgruppe erhältst du dabei direkt aus erster Hand.

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