Eine global ausgelegte Studie aus dem Jahr 2022 fand heraus, dass nur etwa 17% der Arbeitgeber ihre Candidate Experience messen. Ein erschreckend niedriger Wert, wenn man bedenkt, dass die Candidate Experience Auswirkungen auf die Wahrnehmung der gesamten Employer Brand hat. Verschaffe dir daher einen Vorsprung im Wettbewerb um die besten Talente und fang an, deine Bewerberprozesse frühzeitig zu hinterfragen: Was läuft schon gut? Und wo liegt noch ungenutztes Potenzial?
In diesem Beitrag gehen wir dem Phänomen Candidate Experience als Bewerbererfahrung auf den Grund und beleuchten die wichtigsten Aspekte:
- Definition der Candidate Experience
- Studien-Insights zur Candidate Experience
- Verbessern des Bewerbererlebnisses
- Tipps für deine Bewerberprozesse
Damit bringen deine Prozesse zukünftig Bewerberaugen zum Leuchten!
Candidate Experience Definition – Bewerbungsprozess als Erlebnis
Die Candidate Experience (dt.: Kandidaten- oder Bewerbererlebnis) umfasst alle Eindrücke und Wahrnehmungen, welche ein Kandidat im Rahmen des gesamten Bewerbungsprozesses sammelt. Es handelt sich damit um die Erfahrungen, welche entlang der Candidate Journey entstehen.
Bereits vor der eigentlichen Kontaktaufnahme in Form einer Bewerbung gewinnen Kandidaten über die Webseite oder Stellenausschreibungen ein Bild vom Unternehmen als Arbeitgeber. Das Ziel eines jeden Unternehmens sollte es sein, von Anfang an einen positiven Eindruck zu hinterlassen und diesen über die Onboardingphase bis hin zur langfristigen Mitarbeit zu halten.
Damit dein Unternehmen frühzeitig als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, solltest du dich aktiv bei der jungen Zielgruppe platzieren. Wir von StudySmarter können dir dabei helfen, deine Karrieremöglichkeiten bei über 21 Millionen Lernenden zu platzieren und einen positiven Ersteindruck zu vermitteln. Innerhalb unserer modernen Lernplattform, werden Unternehmensanzeigen von unseren Nutzern nachweislich als besonders hilfreich für die eigene Berufsorientierung wahrgenommen. Bist du bereit, den Grundstein für die zukünftige Candidate Experience in deinem Unternehmen zu legen? Dann lies hier mehr über unser erfolgreiches Konzept sowie die Zusammenarbeit mit mehr als 1.000 Unternehmen.
Candidate Experience – Employer Branding
Die Candidate Experience fließt direkt in das Employer Branding ein und sollte Teil deiner Gesamtstrategie sein. Jede Erfahrung beeinflusst das Arbeitgeberimage positiv oder negativ. Damit spielen nicht nur die Kandidaten eine Rolle, welche später eine Zusage durch das Unternehmen erhalten. Abgelehnte Kandidaten, welche gleichzeitig mit den Bewerbungsprozessen unzufrieden sind, können ihrem Frust online oder im Bekanntenkreis Luft machen. Daher ist es wichtig, für transparente und angenehme Bewerbungsprozesse zu sorgen, welche sowohl von zugesagten als auch abgelehnten Kandidaten als fair wahrgenommen werden.
Candidate Experience Phasen – Starker Auftritt von Anfang bis Ende
Die Candidate Experience-Phasen beschreiben einen Ideal-Prozess. In der Realität kann es sein, dass einzelne Phasen übersprungen werden und Kandidaten erst in einer späteren Phase in den Prozess einsteigen. Die Kenntnis über die sechs Candidate Experience-Phasen hilft dir dabei, eine erste Orientierung über die Prozesse in deinem Unternehmen zu gewinnen.
Entlang der einzelnen Phasen solltest du deine Bewerber kontinuierlich von dem Unternehmen überzeugen, ihr Interesse halten und einen frühzeitigen Abbruch im Bewerbungsprozess verhindern. In unserer Tabelle haben wir erste Anhaltspunkte für wichtige Kriterien der Candidate Experience aufgeführt. Weiter unten im Beitrag findest du ausführlichere Tipps zur Umsetzung in deinem Unternehmen.
Phase | Beschreibung | Quick Tipps |
Anziehungsphase | Der Kandidat wird auf das Unternehmen aufmerksam, bspw. durch ein Gespräch auf einer Messe, ein Social Media Posting oder eine Empfehlung durch einen Bekannten. | ✔ Attraktive Formate wählen, um Bewerber auf das Unternehmen aufmerksam zu machen ✔ Auf den Kanälen deiner Zielgruppe aktiv sein |
Informationsphase | Meist informiert sich der Kandidat in einem zweiten Schritt auf der Webseite oder andere Kanäle über das Unternehmen und die Jobangebote. | ✔Klare Anforderungsprofile und attraktive Stellenbeschreibungen nutzen ✔Strukturierte Karriere-Seite und aktueller Social Media Auftritt ✔Arbeitgeberbewertungsportale pflegen |
Bewerbungsphase | Der Kandidat entschließt sich zu einer Bewerbung bei dem Unternehmen und investiert Zeit für den Prozess. | ✔Kurze, einfache Bewerbungsmasken anbieten ✔Eingangsbestätigung der Bewerbung versenden ✔zeitliche Orientierung für die Prozesse bieten |
Auswahlphase | Während der Auswahlphase hat der Kandidat in Vorstellungsgesprächen und Einstellungstests weitere Kontaktpunkte zum Unternehmen. | ✔Schnelle Rückmeldung sowie Transparenz über das Vorgehen geben ✔Angenehme Gespräche auf Augenhöhe pflegen ✔Wertschätzung und Fairness leben |
Onboardingphase | Erhält der Kandidat ein Jobangebot und nimmt dieses an, beginnt die Phase des Onboardings. | ✔Bis zum ersten Arbeitstag in regelmäßigem Kontakt bleiben ✔Willkommenskultur etablieren ✔Buddy für den Einstieg zur Seite stellen |
Bindungsphase | Nach der Candidate Experience geht es nun um die Employee Experience. Der neu gewonnene Mitarbeiter muss auch langfristig an das Unternehmen gebunden werden. | ✔Integration in das Team erleichtern ✔angenehmes Arbeitsumfeld schaffen ✔Mitarbeitergespräche für beidseitiges Feedback und Weiterentwicklungs-Perspektiven nutzen |
Candidate Experience Studie – 5 spannende Insights
Die Universität Bamberg hat auch im Jahr 2020 wieder eine Kooperations-Studie zum Thema Recruiting Trends herausgegeben. Hierfür wurden sowohl die Top 1.000 Unternehmen aus Deutschland, als auch die Erfahrungen von über 3.500 Kandidaten unter die Lupe genommen. Im Themenspecial Employer Branding finden sich interessante Erkenntnisse im Zuge einer Candidate Experience Studie.
- Sieben von zehn Kandidaten fehlt in Stellenanzeigen Angaben zu Sinnhaftigkeit und Wichtigkeit des Jobs. Diese Angaben werden als wichtiger Schritt für die Candidate Experience angesehen.
- Das Warten auf eine Rückmeldung durch das Unternehmen wird von knapp 73 % der Kandidaten als unangenehmster Aspekt im Bewerbungsprozess hervorgehoben. Mehr als die Hälfte der Befragten gab zudem an, dass die Erstellung eines Anschreibens einen störenden Teil im Prozess ausmacht.
- Für ein Viertel der Befragten gehörte ein angenehmes Vorstellungsgespräch zu ihren besten Erfahrungen im Bewerbungsprozess. Hervorgehoben wurde dabei beispielsweise, dass Personalverantwortliche die Anspannung der Kandidaten erkannt und die Stimmung anschließend aufgelockert haben.
- Vier von zehn Kandidaten teilen ihre schlechten Erfahrungen aus dem Bewerbungsprozess mit Freunden. Gleichermaßen halten schlechte Erfahrungen anderer Bewerber etwa die Hälfte der Kandidaten von einer Bewerbung im Unternehmen ab.
- Rund 67 % der Kandidaten geben an, dass ihnen die Gründe für eine Absage nicht bekannt sind. Kommuniziert dein Unternehmen transparent mit Bewerbern, kann es sich hier von der Masse positiv abheben.
Positive Candidate Experience – Verbessern des Bewerbererlebnisses
Einfache Bewerbermasken, schnelle Rückmeldungen der Personalabteilung und ein Kontakt auf Augenhöhe sorgen für eine positive Candidate Experience. Der Weg dahin ist jedoch nicht leicht und Änderungen lassen sich nicht immer in wenigen Tagen umsetzen. Vielmehr handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, bei dem die Ansprüche der Bewerber und die eigenen Prozesse stetig hinterfragt werden. Um deine Candidate Experience verbessern zu können, musst du jedoch zunächst wissen, an welchen Stellschrauben es in deinem Unternehmen zu drehen gilt.
Bestandsaufnahme durchführen – KPIs für die Candidate Experience
Die Candidate Experience zu verbessern, gelingt nur, wenn zunächst die eigenen Prozesse hinterfragt werden: Wie ist die Bewerbererfahrung an den verschiedenen Kontaktpunkten in deinem Unternehmen?
Einen ersten Eindruck erhältst du, wenn du dir relevante Kennzahlen für die Candidate Experience ansiehst. Das können beispielsweise sein:
- Click-Through-Rate (CTR): Wie viele Kandidaten klicken von der Karriere-Seite auf eine Stellenanzeige? Wie viele Kandidaten klicken anschließend auf den Button „Jetzt Bewerben“?
- Conversionrate: Schicken Kandidaten nach dem Klick auf den Button auch das Formular ab?
- Abbruchrate: Wie oft wird ein Bewerbungsformular geöffnet, jedoch nicht abgeschickt?
- Verweildauer: Wie lange sehen sich Kandidaten eine Stellenanzeige an? Wie interessant erscheint das Angebot für sie?
- Weitere Kennzahlen können sein: Time-to-Interview, Time-to-Hire, Cost-per-Hire
Feedback einholen – Umfragebögen verwenden
Ein direktes Feedback deiner Kandidaten erhältst du, wenn du Umfragen zu verschiedenen Punkten im Bewerbungsprozess versendest. Je nachdem, welcher Prozess bewertet werden soll, lohnt sich eine anonymisierte Umfrage direkt nach der Bewerbung, nach einem Vorstellungsgespräch oder nach Abschluss der gesamten Bewerbungsphase. Besonders in einem laufenden Bewerbungsprozess ist es wichtig, den Kandidaten zu zeigen, dass ihre Antworten keinen Einfluss auf die Bewerberauswahl haben.
Halte deinen Umfragebogen kurz und prägnant, damit Kandidaten nicht von der Länge abgeschreckt werden. Eine Verlosung von Gutscheinen unter allen Teilnehmenden kann einen weiteren Anreiz für die Teilnahme an der Umfrage bieten.
Mögliche Fragen:
- Wie schätzt du die Atmosphäre während des Bewerbungsgesprächs ein? Waren alle Beteiligten professionell, respektvoll und freundlich?
- Hast du alle Informationen, die du benötigst, auf unserer Karriere-Website finden können? Hat dir noch etwas gefehlt?
- Würdest du uns Bekannten weiterempfehlen?
- Was können wir an unserem Recruitingprozess noch verbessern?
Eine weitere Möglichkeit Feedback zu deinen Bewerbungsprozessen zu erhalten, ist das Social Listening.
Persona erstellen – Wunschkandidaten kennenlernen
Damit dein Bewerbungsprozess gut ankommt, musst du zunächst wissen, was für ein Typ Mensch deine Kandidaten sind. Kennst du wichtige Eigenschaften und Bedürfnisse der Bewerber, fällt es dir leichter, diese zielgerichtet anzusprechen.
Mögliche Aspekte für deine Candidate Persona können sein:
- Charaktereigenschaften
- Ziele und Motivatoren
- Pain-Points und Frustrationen
- Bevorzugte Kommunikationskanäle
Candidate Experience Tipps – So überzeugen deine Prozesse!
Schnelligkeit, Transparenz und Einfachheit – diese drei Metriken sollten den Kern deiner Bewerbungsprozesse ausmachen. Damit sich das in deinen Prozessen niederschlägt, geben wir dir im folgenden fünf Candidate Experience Tipps mit an die Hand. So kannst du sukzessiv sicherstellen, dass sich deine Bewerber wertgeschätzt sowie gut aufgehoben fühlen und einen positiven Eindruck deines Unternehmens gewinnen.
Auf Gen Y und Z abstimmen
Eine Stellenausschreibung in der Zeitung bietet nicht unbedingt die angenehmste Bewerbererfahrung für die Gen Y und Z. Stelle dein Angebot stattdessen auf Kanälen dar, welche die jungen Generationen in ihrem Alltag häufig nutzen. Können dich Kandidaten auf Social Media antreffen und dort mehr über die Kultur in deinem Unternehmen erfahren, wirkt sich das positiv auf ihre Candidate Experience aus.
Neben der Zeit auf Social Media, verbringt die junge Zielgruppe viel Zeit mit ihrer (beruflichen) Bildung. Mit StudySmarter hast du die Möglichkeit über 21 Millionen Lernende zu erreichen – eingebettet in eine moderne Lernumgebung. Unsere Nutzer sehen dabei nur relevante Unternehmensanzeigen für ihr individuelles Profil. Damit werden Banneranzeigen nicht als störend, sondern wegweisend für die eigene Berufswahl wahrgenommen. Erfahre mehr zu unseren Kampagnenoptionen sowie unserem einzigartigen Targeting.
Technologien nutzen
Schnelligkeit ist ein entscheidender Faktor für die Candidate Experience. Kandidaten wollen sich unkompliziert bewerben können und zeitnah eine Rückmeldung erhalten. Geschieht dies nicht, sichert sich der Wettbewerb die besten Talente.
Um den Bewerbungsprozess für Kandidaten zu beschleunigen, lohnen sich beispielsweise:
- Quick Apply-Funktion von SAP SuccessFactors Recruiting,
- Verknüpfung des LinkedIn oder Xing-Profils,
- Verzicht auf ein Anschreiben
Gleichzeitig sollten auch einzelne Schritte im Bewerbungsprozess hinterfragt werden: Welche Angaben werden wirklich benötigt? Minimiere den Aufwand für deine Bewerber, um die Bewerbungsphase zu beschleunigen.
Recruiting Software hilft dir dabei alle Prozesse im Blick zu halten, Prozesse zu automatisieren und Erinnerungen einzurichten. Damit geht keine Bewerbung unter und du weißt zu jederzeit, welcher Kandidat noch auf eine Antwort wartet.
Recruiter schulen
Recruiter sind häufig die erste Ansprechperson für potenzielle Bewerber. Umso wichtiger ist es, dass der erste Kontakt zum Unternehmen einen positiven Eindruck hinterlässt. Gezielte Schulungen können Recruiter dabei unterstützen, einen positiven und respektvollen Umgang mit den Bewerbern aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig können Methoden für transparente und reibungslose Prozesse behandelt werden.
Bei den Active Sourcing Maßnahmen sollten Recruiter darin geübt sein, statt auf Massenanschreiben auf qualitative Anschreiben zu setzen. Bewerber sollten das Gefühl erhalten, dass sich der Recruiter intensiv mit ihrem Lebenslauf befasst hat und sie nicht einfach einer von hundert Kandidaten sind.
Kommunikationskanäle auffrischen
Sobald sich Kandidaten über dein Unternehmen als Arbeitgeber informieren, werden sie auch einen Blick auf die Karriereseite und Social Media Auftritte werfen. Sorge dafür, dass den Bewerbern alle Informationen zur Verfügung stehen und die Seiten aktuell gehalten sind. Besondere Pluspunkte gibt es, wenn du angeben kannst, welche Schritte im Bewerbungsprozess auf den Kandidaten zukommen und welche Zeit in etwa benötigt wird, bis eine Rückmeldung erfolgt.
Achte in diesem Zuge auch darauf, dass deine Website mobiloptimiert ist und keine langen Ladezeiten entstehen. Eine übersichtliche Struktur sowie einfache Navigation sorgen zudem dafür, dass deine Website als besonders benutzerfreundlich wahrgenommen werden.
Persönlichen Kontakt halten
Der persönliche Kontakt zu den Bewerbern gehört zu den wichtigsten Candidate Experience Tipps. Auch wenn sich Bewerbungsprozesse immer häufiger digital abspielen, darf die menschliche Komponente nicht in den Hintergrund rücken.
Vorstellungsgespräche bieten die optimale Gelegenheit den Bewerber persönlich kennenzulernen. Deswegen sollten diese auch nicht als Verhör, sondern als Dialog gestaltet sein. Herrscht eine angenehme Gesprächsatmosphäre können sich Bewerber öffnen und eine positive Beziehung zu den Gesprächspartner aufbauen.
Kandidaten, die bereits ein Vorstellungsgespräch hatten, aber es nicht in die engere Auswahl geschaffen haben, sollten eine persönliche Absage erhalten. Diese Kandidaten haben bereits einige Zeit für das Unternehmen investiert. Ein Anruf durch die Personalabteilung zeugt von Wertschätzung und zeigt, dass man sich ebenfalls ausreichend Zeit für den Kandidaten nimmt. In dem Gespräch kann auch konstruktives Feedback gegeben werden, welches dem Bewerber hilft sich weiterzuentwickeln.
Abgelehnte Kandidaten können zudem eine Chance für spätere Besetzungen bieten. Vielversprechende Talente sollten in einen internen Talentpool aufgenommen werden. Statt dort zu einer Karteileiche zu werden, gilt es den Kontakt regelmäßig aufrecht zu erhalten. Beispielsweise können Kandidaten zu Events eingeladen oder über einen Newsletter mit Neuigkeiten versorgt werden.
Deine Candidate Experience ist optimiert und du willst nun weitere Teile deiner Employer Brand auffrischen? Dann lies in unserem Beitrag „Faktoren der Arbeitgeberattraktivität„, welche Merkmale dich zum Wunscharbeitgeber machen!