Gemeinschaftlich ausbilden – das ist das Konzept der Verbundausbildung. Diese Form der Kooperation mit anderen Betrieben oder Bildungsträgern, ist vor allem für KMUs interessant, welche in ihrem Betrieb nicht die Möglichkeit haben, alle Ausbildungsinhalte zu vermitteln. Doch auch für sehr spezialisiert aufgestellte Unternehmen, lohnt sich der Blick auf diese Form der Ausbildungspartnerschaft.
In diesem Beitrag erfährst du …
- was die Verbundausbildung ist,
- welche Vor- und Nachteile bestehen,
- was die vier Grundmodelle sind,
- wie die Umsetzung in der Praxis aussehen kann,
- welche Voraussetzungen du benötigst und
- welche finanziellen Förderungen möglich sind.
Grundlagen der Verbundausbildung – Überbetriebliche Ausbildung organisieren
Die Verbundausbildung bietet vor allem kleineren und mittleren Betrieben die Möglichkeit, Ausbildungsplätze anzubieten. Anstatt sich allein den Herausforderungen eines Ausbildungsbetriebs zu stellen, wird die Ausbildung gemeinschaftlich in einem Verbund umgesetzt. Besonders beliebt ist diese Form der Partnerschaft in den Bereichen Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen.
Verbundausbildung Definition
Die Verbundausbildung (auch: Ausbildungspartnerschaft) ermöglicht es Betrieben, eine Ausbildung anzubieten, auch wenn es an Personalressourcen, der technischen Ausstattung oder der betrieblichen Infrastruktur mangelt. Hierzu schließen sich mehrere Betriebe oder Betriebe und ein Bildungsträger zusammen, um gemeinschaftlich die Ausbildung der Nachwuchstalente zu übernehmen.
So funktioniert es: Kann ein Betrieb beispielsweise einen bestimmten Ausbildungsinhalt nicht anbieten, wird der Auszubildende zeitweise in einen Partnerbetrieb versetzt, um dort die entsprechenden Kenntnisse zu erlangen. Als besondere Form der Lernortkooperation ergänzen sich die einzelnen Betriebe auf diese Weise gegenseitig und unterstützen sich bei der Durchführung der Ausbildung.
Vor- und Nachteile der Ausbildungspartnerschaft
Je nach Branche, Unternehmensgrößen und spezifischen Gegebenheiten, variieren die individuellen Chancen und Herausforderungen der Ausbildungspartnerschaft. Wir haben hier einige Vor- und Nachteile der Verbundausbildung zusammengefasst.
Verbundausbildung – Vorteile für Unternehmen
- Know-how-Transfer:
Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Bildungsträgern ermöglicht einen wertvollen Austausch von Wissen und Erfahrungen. Damit kannst du von neuen Erkenntnissen oder Best-Practices aus deinem Umfeld profitieren. - Aufbau eines Netzwerks:
Aus der Verbundausbildung, können sich weitere Kooperationsmöglichkeiten, gemeinsame Projekte und Synergieeffekte entwickeln. - Fachkräftesicherung:
Unternehmen, denen es ansonsten nicht möglich ist, eine Ausbildung anzubieten, erhalten die Möglichkeit, den eigenen Fachkräftebedarf langfristig zu sichern. Die Ausbildung im eigenen Betrieb ist dabei oftmals kostengünstiger im Vergleich zur Rekrutierung externer Fachkräfte. Erfahre in unserem Beitrag „Vorteile der Ausbildung für Unternehmen“ mehr zu diesem Thema. - Qualitätssteigerung der Ausbildung:
Gemeinsam mit anderen Unternehmen und Berufsschulen, ist es möglich, die Ausbildungsinhalte den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes und den neuesten Entwicklungen in der Branche anzugleichen. Die Auszubildenden profitieren zudem von dem Fachwissen mehrerer Ausbilder. - Einstieg als Ausbildungsbetrieb: Betriebe, die bislang noch keine Ausbildung angeboten haben, wird der Einstieg erleichtert. Sie werden in Teilen entlastet und erhalten Unterstützung bei der Durchführung und Organisation.
Verbundausbildung – Nachteile der Zusammenarbeit
- Zeitlicher und organisatorischer Aufwand:
Die Organisation von Ausbildungsinhalten sowie die Koordination mit anderen Unternehmen oder Berufsschulen kann zusätzliche Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen. - Verantwortung für die Ausbildung:
Nimmst du Auszubildende anderer Betriebe auf, trägst du die Verantwortung für die Ausbildung von diesen. Dies beinhaltet die Bereitstellung qualifizierter Ausbilder, die Überwachung des Ausbildungsfortschritts und die Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Ausbildung. Ein hohes Maß an Engagement ist gefordert.
Vier Modelle der Verbundausbildung – Formen der Kooperation
Die Verbundausbildung lässt sich anhand der Organisationsform in vier Modelle untergliedern. Während die Auftragsausbildung mit rund 40 % am häufigsten genutzt wird, sind in der Praxis auch Mischformen möglich.
Verteilung der Aufgaben | Kostenbeteiligung | |
Leitbetrieb mit Partnerbetrieben | – Ein Leitbetrieb schließt den Ausbildungsvertrag mit den Auszubildenden ab und besitzt die Gesamtverantwortung für die Ausbildung. – Partnerbetriebe übernehmen einen Teil der Ausbildungsanteile | – Ausbildungsvergütung wird vom Leitbetrieb getragen. – Partnerbetriebe übernehmen anfallende Kosten, wie bspw. für das Ausbildungspersonal oder Sachmittel |
Auftragsausbildung | – Einige Abschnitte der Ausbildung erfolgen gegen Kostenerstattung außerhalb des Stammbetriebes. – Hohe Flexibilität sorgt dafür, dass betrieblich bedingte Schwankungen der Ausbildungskapazität ausgeglichen werden können. | – Stammbetrieb zahlt die Kosten für die Übernahme von einzelnen Abschnitten in anderen Betrieben. |
Ausbildungsverein | – Der eingetragene Verein übernimmt alle organisatorischen Aufgaben und die Steuerung der Ausbildung. – Mitgliedsfirmen führen die Ausbildung durch | – Anfallende Kosten für die Geschäftsführung, Ausbildungsvergütungen, Ausbildungsmittel u.a. werden durch Mitgliedsbeiträge, Fördermittel oder Spenden aufgebracht. |
Ausbildungs-Konsortium | – Mehrere Betriebe stellen Auszubildende ein und tauschen diese für bestimmte Ausbildungsabschnitte aus. | – i.d.R. faire Verteilung der Kosten auf die Mitglieder, entsprechend der Beteiligung und Nutzung der Ressourcen |
Umsetzung einer Verbundausbildung – Beispiel aus der Praxis
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf ein konkretes Beispiel der Verbundausbildung. Mit dem Forschungsprojekt „FeDiNAR – Fehler didaktisch nutzbar machen durch Augmented Reality“ wird die Digitalisierung der Ausbildung in der Kunststofftechnik gefördert. Das Institut für Kunststoffwirtschaft (kurz: ikuowl) ist Partner und unterstützt die Zusammenarbeit mit beteiligten Berufskollegs, Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen.
Das Projekt ermöglicht es Auszubildenden anhand von moderner Technik, Lösungswege von Ausbildungsinhalten zu erproben und mögliche Fehler zu reflektieren. Während dies in der Realität innerhalb des Ausbildungsbetriebs aufgrund der Gefahr vor möglichen wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Schäden nicht möglich ist, können sich die Auszubildenden in der digitalen Umgebung frei austoben.
Mit AR-Brille und Sensoren ausgestattet, gehen die Auszubildenden eigenständig Aufgaben nach und werden dabei durch Betreuer unterstützt. Erkennt das System ein falsches Handeln, wird dem Auszubildenden ein bewegtes Hologramm in der AR-Brille angezeigt. Dieses zeigt die zu erwartenden Konsequenzen des derzeitigen Vorgehens. So werden Problemlöse-Kompetenzen und das Verständnis von Vorgängen gefördert. Wenn nötig, kann die Aufgabe im Nachgang anhand einer Aufzeichnung mit dem Ausbilder besprochen werden.
Der Kleinbetrieb Kunststofftechnik GmbH aus Bad Salzuflen nutzt beispielsweise bereits dieses Angebot und sieht es als Unterstützung der technischen und personellen Kapazitäten innerhalb der Ausbildung.
Verbundausbildung – Voraussetzungen zur Teilnahme
Die Voraussetzungen für die Teilnahme an der Verbundausbildung können je nach Bundesland, Region und Ausbildungsprogramm variieren. Informiere dich daher am besten vorab bei deiner zuständigen Kammer oder Behörde, um die spezifischen Anforderungen für die Teilnahme zu erfahren.
Erste Anhaltspunkte für die Voraussetzungen der Verbundausbildung sind:
- Anerkennung als Ausbildungsbetrieb:
Um das Angebot einer Verbundausbildung nutzen zu können, musst dein Unternehmen als offizieller Ausbildungsbetrieb anerkannt sein. Lies hierzu auch unseren Beitrag Ausbildungsbetrieb werden. - Erfüllung rechtlicher und organisatorischer Anforderungen:
Zu diesen Anforderungen gehören etwa das Einhalten von Arbeitsgesetzen und Vorschriften der Arbeitssicherheit sowie das Vorliegen eines Ausbildungsvertrags mit den Auszubildenden.
Finanzierung der Verbundausbildung – Förderung durch öffentliche Mittel
Unternehmen, die Schwierigkeiten haben eine Ausbildung allein zu bewerkstelligen, können unter Umständen auf öffentliche Fördermittel zurückgreifen. Informationen bezüglich der Finanzierung der Verbundausbildung bieten die jeweils zuständigen Kammern der Bundesländer. Die Anforderungen sowie die Höhe der Fördersumme unterscheiden sich dabei von Bundesland zu Bundesland.
Einige Beispiele für die Finanzierung in einzelnen Bundesländern:
Nordrhein-Westfalen:
- Erfüllung verschiedener Voraussetzungen erforderlich, u. a. weniger als 250 Beschäftigte. Zudem ist es dem Unternehmen nicht möglich, allein auszubilden. Die Ausbildungszeit beim Verbundpartner muss mindestens 6 Monate betragen.
- Förderhöhe je Ausbildungsplatz: 4.500 €. Die Auszahlung erfolgt in zwei Teilen.
Sachsen:
- In Sachsen unterscheiden sich die Voraussetzungen beispielsweise dadurch, dass ein Ausbildungsunternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten gefördert werden kann.
- Zuschuss von 150 € je Teilnehmerwoche beim Verbundpartner.
Baden-Württemberg:
- In Baden-Württemberg muss die Dauer der Ausbildung beim Verbundpartner mindestens 20 Wochen betragen.
- Zuschuss i.H.v. 4.000 € pro Auszubildenden, wenn die Ausbildung im Partnerbetrieb mindestens 20 Wochen dauert und 2.000 €, wenn sie mindestens 4 Wochen bis höchstens 19 Wochen dauert und der Stammbetrieb in diesem Zeitraum Kurzarbeit angemeldet hat.
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